Kommentar
Liebes AT-Reise-Team,
wir sind nun schon über einen Monat wieder aus Nepal zurück. Alle 7 Reiseteilnehmer haben wohlbehalten die 250 km und ca. 14.000 Höhenmeter von Jiri - leider nur bis Lobuche - und zurück über Gokyo nach Lukla gemeistert. Es war eine Reise mit sehr vielen Eindrücken. Angefangen bei den Erlebnissen während der Anreise. Auf Grund der Treibstoffkrise in Nepal hat Qatar Airways den Flugplan umgestellt und so kamen wir unverhofft zu einer kostenlosen Übernachtung in Doha und Blick bei Sonnenaufgang auf die Skyline der Stadt.
An dieser Stelle ein großes Lob für die hervorragende, schnelle, unkomplizierte Abwicklung der Formalitäten und des Transfers.
Nächstes Erlebnis war die Ankunft am Flughafen in Kathmandu, der hoffnungslos überfüllt war mit Nepalis, die zum großen Dhasein-Fest ankamen. Fast 2 Stunden warteten wir auf‘s Gepäck. Auf der Fahrt zum Hotel konnten wir einen ersten Eindruck von den Blockadeauswirkungen bekommen. Die langen Reihen der vielen abgestellten Fahrzeuge machten uns zunächst skeptisch, ob wir überhaupt per Touristbus nach Jiri kommen würden.
Eine angenehme Ruhepause auf dem Dachgarten des sehr gemütlichen Tibet Hotel‘s brachte uns dann auf den nepalesischen Gelassenheitslevel.
Die Stadtbesichtigung, die uns nach Pashupathinat, Bodnath und den Durbar Square von Kathmandu führte, war für die, die nicht das erste Mal in Kathmandu waren, mit großer Betroffenheit verbunden. Die Stupa von Bodnath zu sehen, war für mich persönlich ein Schock. Während eines Gewitters mit Hagelschauer besuchten wir eine Mandala-Malschule und sorgten dort für etwas Umsatz.
Chinari Treks hat es tatsächlich geschafft genügend Treibstoff für den Touristbus aufzutreiben, der uns 7 Trekker plus 2 Guides nach Jiri bringen wird. Mir war nicht klar, daß man mit dem Bus nur 2000 Höhenmeter weniger macht als zu Fuß von Jiri nach Phakding. Nämlich 4500. Wir hatten großen Respekt für Nepalis, die uns von den Busdächern aus fröhlich zuwinkten, auch wenn es in Strömen regnete, wie es bei Ankunft in Jiri leider auch noch der Fall war.
Wir unternahmen einen Rundgang durch Jiri, der uns näher brachte, was es heißt in einem vom Erdbeben betroffenen Ort zu leben.
Trekkingstart am nächsten Tag dann bei besten Wetterbedingungen. Nach 4 Stunden in Shivalaya eine feine Nudelsuppe. Dieser Ort wirkte auf uns wie eine Goldgräberstadt am Klon Dike. Viele Handwerker waren zu Gange, um neue Holzhäuser zu erstellen bzw. waren mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt. Hier gab es wohl auch viele Erdbebenschäden. Auch unsere erste Lodge auf dem Deoralipass war von Rissen übersät. Die weiteren Etappenziele Sete, Junbesi, Nunthala, Bupsa, Shurke, waren zwar teilweise anstrengend zu erreichen, aber immer bei guten bis sehr guten Wetterbedingungen. Die Lodges waren immer bestens. Wir konnten eine unwahrscheinlich schöne Landschaft mit Flora und Fauna genießen. Nicht zu vergessen die Kontakte mit der stets fröhlichen Landbevölkerung, vorallem mit den Kindern. Stolz war unser Guide Sange, mit uns das Kloster Trakhsindo zu besuchen, wo sein Sohn als Novize lebt. Sange hat für uns eine sehr bewegende Zeremonie arrangieren können. Das war ihm sehr wichtig.
Waren wir bisher relativ allein mit unseren Trägern und Guides unterwegs, nun auf dem weiteren Weg in das Solokhumbu trafen wir doch auf eine größere Menge Lukla-Fluggasttouristen aus aller Herren Länder. Unser Konditionsvorsprung war spürbar.
Ein weiterer Highlight-Tag war der Akklimatisierungstag in Khumjung und Umgebung bei blauem wolkenlosem Himmel. Das erste Mal die „Großen Weißen“ zu sehen, ist einfach überwältigend.
Ein riesiges Hallo gab es, als wir beim schweißtreibenden Aufstieg nach Tengpoche unseren Guide von 2013 trafen. Das wurde noch durch eine Zimtschnecke mit bestem Kaffee / Cappuccino aus der Bakery beim Kloster gepaart mit Ausblick auf Ama Dablam, Lhotse und Everest getoppt. Eine Puja im Kloster rundete den Tag ab.
Die Hochstimmung hielt über Pangboche, Dingboche bis Lobuche an. Einen Dämpfer gab’s, als am Abend in Lobuche, bevor wir nach Gorak Shep starten wollten, leichter Schneefall einsetzte. Nach langen Diskussionen am nächsten Morgen entschlossen wir uns schweren Herzens Kala Patthar und Cho La (dort angebl. 50cm Neuschnee) zu streichen.
Zurück über Periche bei anhaltendem Schneefall bis Pangboche in bereits bekannte Lodge. Weiter über Phortse nach Machhermo und Gokyo. In Machhermo Besuch des Health-Post mit Vortrag über Höhenkrankheit. Der Himmel wurde in Phortse schon wieder fast wolkenlos. Sonnenlichtdurchflutete Rhododendronwälder im Winterkleid gehören auch zu einem der unzähligen Natureindrücke. Die vom Schmelzwasser schlammig gewordenen Wege waren allerdings stellenweise anstrengend zu begehen.
Der nächste 8000-er Cho Oyu und seine Nachbarn – ein weiterer unvergesslicher Anblick. Die Ankunft bei strahlend blauem Himmel in Gokyo mit den malerischen Seen und dem Blick von der Seitenmoräne auf den Ngozumba Gletscher mit seinen gletscherspezifischen Geräuschen ist grandios.
Bei aufgehender Sonne den Gokyo Ri zu besteigen ist wohl dann der Höhepunkt gewesen. Der Ausblick vom Gipfel hat uns für den Ausfall des Kala Patthar voll entschädigt. 2 Stunden sind eine lange Zeit, aber gefühlt zu kurz für diesen 360° Ausblick. Wir mussten ja auch noch zurück nach Machhermo.
Da wir durch die wetterbedingte Programmumstellung einen Tag gewonnen hatten, war es möglich, auch noch einen Abstecher über Sanasa und Namche ins Nachbartal des Bothe Koshi in Richtung Thame zu gehen. Das Frauenkloster von Thamo zu besichtigen war unser Wunsch. Es war wieder ein unvergesslicher Tag mit einer Puja im Kloster und schönen Natureindrücken.
In Form einer sehr schön gestalteten Abschiedsfeier in Lukla mit hervorragendem Essen in liebevollem Ambiente fand das Trekking ein schönes Ende. Wir konnten uns gebührend von unserer Mannschaft verabschieden, die uns nach fast 4 Wochen ans Herz gewachsen war.
Das I-Tüpfelchen der Reise war allerdings einer der ersten Flüge von Lukla nach Kathmandu bei hervorragenden Wetterbedingungen, somit bester Sicht. Während der halbstündigen Flugzeit konnten wir nochmals die 22 Trekkingtage Revue passieren lassen. Welch ein Glück, laut Stewardess sollten am nächsten Tag wegen Treibstoffmangel alle Flüge von und nach Lukla gestrichen werden.
Mit der interessanten Besichtigung der Königsstädte Bakthapur und Patan ging unsere Reise endgültig zu Ende.
Wären da nicht die fest in Zeitungspapier eingepackten Gebetsfahnen gewesen, die dem nepalesischen Zoll Kopfzerbrechen bereiteten, wäre die Abfertigung zum Heimflug flott vonstatten gegangen. Die kräftige Leine der Gebetsfahnen sieht einer Zündschnur halt verdammt ähnlich.
Nochmals ein herzliches Dankeschön nach Leipzig
und
ein Dhanyabaad nach Kathmandu und Lob für die Agentur vor Ort .
Andreas Hennighaußen